Nach dem heissen Sommer stehen wir schon mitten im Herbst. Auf die Ferien folgt der Alltag. Kinder haben ihren ersten Schultag erlebt, Jugendliche ihre Ausbildung begonnen. Berufstätige begegnen neuen Herausforderungen am Arbeitsplatz. Der Lebenszyklus bringt es mit sich, dass wir uns laufend mit Übergängen befassen dürfen. Mit den eigenen, mit denen unserer Familie, Freunde, ja der gesamten Gesellschaft. Übergänge lassen sich nicht vermeiden und fordern uns heraus.
Persönliche Übergänge
Als Unternehmer und Grossvater habe ich schon viele Übergänge erlebt, einige werde mir noch bevorstehen. Die meisten blieben mir in prägender Erinnerung. Sie wurden zu Lernfeldern, die meine Persönlichkeit geschliffen und gestärkt haben. Sei dies der Zügeltag als Vierjähriger, als mir die Eltern das Tagesgeschirr in einem Rückenkorb verpackt anvertraut hatten. Oder der Übergang vom angestellten Beamten zum selbstständigen Unternehmer. Beim ersten Beispiel ging es um knapp 500 Meter Distanz, auf welcher ich mich vom Trottinett meines Kollegen ablenken liess und auf der «Probefahrt» stürzte. Das Resultat war zerbrochenes Geschirr und eine Lernfahrt mit einem neuen Fahrzeug. Im zweiten Fall nahm ich mir fünf Jahre Zeit, um schrittweise die Basis für das heutige Institut für Berufs- und Lebensgestaltung zu legen. Als vierzigjähriger Familienvater, gereift durch manche Übergänge, war ich geduldiger und zielbewusster geworden.
Die Balance halten
Übergänge haben es an sich, dass sie sich nicht immer ankündigen und von äusseren wie inneren Umständen ausgelöst werden können. Sie können von kurzer Dauer oder ein längerer Prozess sein und unterschiedliche Gefühle in uns wecken. Als dumpfes Gefühl in der Magengegend oder als freudiges Ereignis empfunden werden. Sind sie konfliktbeladen und erfüllen uns mit Angst und Unsicherheit, können sie uns in eine Identitätskrise stürzen: «Bin ich noch im richtigen Film?» Hilarion Petzold definiert fünf identitätsbildende Lebensbereiche: Körperliche Befindlichkeit, Soziale Beziehungen, Arbeit und Leistung, Materielle Sicherheit und Persönliche Werte. Manchmal muss nur eine dieser tragenden Säulen ins Wanken geraten, damit wir unsere Balance verlieren und in eine Krise schlittern. Die Frequenz, Komplexität und lebensgeschichtliche Bedeutung von Übergängen haben sich deutlich erhöht. Kaum haben wir uns in einem der fünf erwähnten Lebensbereiche neu eingerichtet, müssen wir uns schon wieder in einem anderen umorientieren. Dieser ständige Wandel kann den Eindruck erwecken, wir hätten das Leben nicht im Griff.
Risiko oder Chance
Sind wir der Willkür des Lebens wirklich ungeschützt ausgeliefert? Einigem können wir vorkehren und beeinflussen. Es lohnt sich bestimmt sich diesbezüglich Gedanken zu machen. Übergänge aller Art sind Chancen, dem Leben eine neue Wende zu geben. Der offene Umgang mit ihnen verschafft uns Mut und Zuversicht, er spornt uns an vorauszudenken, uns darauf einzustellen und nicht alles dem Zufall zu überlassen. Den einen gelingt es von selbst, die anderen suchen Hilfe auf Zeit bei einem Coach. In diesem Sinne wünsche ich Jung und Alt gelungene Übergänge. Gerne begleiten wir dich bei deinen Übergängen in jedem Lebensabschnitt.
Reinhard Schmid
S&B Institut
8180 Bülach
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